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Fat Shaming: ein Kinderspiel?


Vor kurzem erzählte mir meine 10-jährige Tochter von einem Spiel, das sie auf dem Handy eines 12-jährigen Freundes gesehen hatte und das sie stutzig machte … zurecht!

Das Spiel „Fat 2 Fit“ handelt von einem Parcours mit Hindernissen, den eine Frau im Fitness-Outfit laufen muss und der mit Gurken und Hamburgern versehen ist. Das Ziel ist, die Hindernisse zu überwinden, um den Parcours zu beenden.


Fett = Fail?


Und jetzt kommt die Besonderheit des Spiels: je dünner die Frau, desto besser ist ihre Leistung! Um ihr Idealgewicht – also das leistungsstarke Gewicht – zu halten, muss sie sich auf dem Weg von den Gurken ernähren.

Sollte sie aber die Hamburger zu sich nehmen, wird sie immer dicker und langsamer, fällt immer wieder auf jämmerliche Art hin und kann schließlich das Rennen nicht beenden – nach dem Motto „zu fett, um zu gewinnen“.

(Bild: Szene aus Fat2 Fit © VOODOO Screenshot MQ)



Das ähnlich populäre Spiel „Body Race“ baut sogar zusätzlich eine sexistische Ebene mit ein, da die Figur die Möglichkeit hat, ihr Outfit zu wechseln. In ihrer Garderobe stehen u.a. ein Lack-Overall à la Catwoman oder ein Krankenschwester-Minikleid zur Auswahl. (Bild: Szene aus Body Race © Gismart Screenshot MQ)


Spielerisch zum Vorurteil


Ich sehe in diesen Spielen ein sehr großes Risiko, dass dadurch Stereotype und Vorurteile gegenüber übergewichtigen Menschen verstärkt werden und dies letztlich zu noch mehr Stigmatisierung und Ausgrenzung führt.

Diese erniedrigenden und körperverachtenden Spiele werden weltweit von Millionen Menschen gespielt und sind in Deutschland für Kinder ohne Altersgrenze (Android) bzw. ab 12 Jahren (Apple) freigegeben. Das heißt, dass Kinder ab dem Grundschulalter ungefiltert und in spielerischer Form Stereotypen und Vorurteilen gegenüber anderen Menschen ausgesetzt werden.


Fatale Folgen auf dem Schulhof


In Deutschland liegt der Anteil übergewichtiger Kinder bei den 3- bis 6-jährigen Mädchen bei 10,8 % und bei den Jungen bei 7,3 %. Er steigt auf 16,2% bei den 14- bis 17-jährigen Mädchen bzw. 18,5 % bei den Jungen an. Gleichzeitig ist Übergewicht einer der Hauptgründe für Diskriminierung in der Schule. Fast alle Kinder mit Übergewicht machen Erfahrungen mit Mobbing. Dies reicht von Hänseleien bis zu körperlichen Angriffen. In der wichtigen Phase der Identitätsfindung können die Teenager diese ständige negative Erinnerung an ihr Gewicht verinnerlichen und eine Abneigung gegen ihren Körper entwickeln. Auf Dauer hat das fatale Folgen für ihre körperliche und seelische Gesundheit und dieser ständige Stress führt häufig zu noch mehr Gewichtszunahme.


Inklusive Medien für Kinder


Eines haben die stigmatisierten Gruppen gemeinsam: ihre Repräsentation in den Medien ist entweder ungenügend oder sie reproduziert Vorurteile. Übergewichtige Menschen werden zu oft als unsportlich, faul oder dämlich dargestellt und nie sind sie in der Rolle der Held*innen.

Diese Vorurteile wirken sich auf das gesamte soziale und berufliche Leben der Betroffenen aus. Die Wurzel dieser Entwicklung liegt meist im Kindesalter. Daher sind inklusive Medien von Lehrmaterialien über Spielzeuge bis zu Handyspielen für einen Abbau der Vorurteile und eine Förderung der Chancengleichheit unabdingbar.



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